Aus homöopathischer Sicht
Die Homöopathie ist eine Heilkunst, die heute zunehmend dann an Bedeutung gewinnt, wenn die Schulmedizin fragwürdige Lösungen anbietet.
Basierend auf dem Ähnlichkeitsgesetz verschreibt der homöopathische Behandler eine Arznei, von der er weiß, dass diese am Gesunden diejenigen Symptome hervorrufen kann, die er gerne an seinem Patienten heilen möchte. Dabei kennt der Homöopath erworbene (auf eine Ursache zurückzuführende Krankheit, wie Kaltwerden, Verrenken, Kummer, Schock, Stress) und vererbte Krankheiten.
Aus aktuellem Anlass möchte ich an dieser Stelle das Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADS/ADHS) und die homöopathische Behandlung dieser Störungen näher beleuchten.
Wenn man in einem solchen Falle überhaupt von Krankheit reden mag, ist das ADHS für den Homöopathen eine einseitige Krankheit, sprich, sie bezieht sich überwiegend auf eine Ebene unseres Seins, im Speziellen auf die geistige Ebene und wirkt dort. Anstatt von Krankheit spreche ich in diesem Zusammenhang lieber von Symptomenreihen, da die Beschreibung von Auffälligkeiten in ihrer Gesamtheit ein Bild ergeben, das sich mit den "Arzneimittelbildern" vergleichen lassen. Sie sind dem erfahrenen Homöopathen geläufig, lassen sich vergleichen und führen so evtl. zu einer adäquaten homöopathischen Arznei.
Ich werde gleich auf das homöopathische Wirkprinzip der Ähnlichkeit noch differenziert (auf verschiedenen Ebenen) eingehen ... und auf die Frage, wer zu behandeln ist...
- Was stimmt mit diesen Kindern nicht mehr?
- Haben wir bei der Erziehung versagt?
- Warum lassen sie sich nicht in die Normen pressen, die Ihnen die Gesellschaft vorgegeben hat?
- Warum nimmt die Zahl der Hyperaktiven in einem so beängstigendem Maße zu?
- Warum steigt in diesem Zusammenhang die Zahl der allergischen Kinder im Einschulungsalter um das vielfache wie vor einigen Jahren? (Das ist die noch körperliche Ebene der Überreaktion, der Allergie!)
Ganz neu ist dies alles nicht. Vielleicht hat es auch zu allen Zeiten "schwierige Kinder" gegeben. 1848 beschreibt der Kinderarzt Dr. Hoffmann den "Struwelpeter", auch Beethoven, Einstein und selbst Mozart galten in ihrer Jugend als hyperaktive Kinder mit einem labilen Gemüt. Demzufolge wäre ADHS kein spezifisches Syndrom unserer Zeit, doch lässt sich die signifikante Zunahme von Stress heutzutage nicht leugnen, egal in welchen Wahrnehmungsbereich wir schauen: Fernsehen, Elektrosmog mit Handy, DECT-Telefonen (siehe Artikel "Digitale Zeitbomben"), voll elektronisierte Haushalte.
Schnelligkeit - keine Zeit für niemanden, sind wir Hyperindividualisten! Kinder müssen immer früher erwachsen werden, die Anforderungen an die Logik und Lernfähigkeit werden immer höher gesteckt, die emotionale Lernfähigkeit, das Spüren, das Fühlen (vor allem angenehmer Eindrücke wie Liebe und Zuneigung, aber auch der unangenehmen) treten immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen gibt es jede Menge Tote und Verbrechen im Vorabendprogramm, die Zeichentrickhelden erleben die Auferstehung fünfmal in zehn Minuten (und man beachte: ohne irgendwelche Folgen für die Hauptdarsteller). Diese Eindrücke werden gespeichert, und wer das nicht glaubt oder meint, diese Eindrücke liegen da nur irgendwo im Gehirn rum und wirken nicht, der verleugnet sein Leben, seine Lebendigkeit! Alles ist in uns in Bewegung und alle Eindrücke, selbst die mitgebrachten, bestimmten unser (Er-)Leben und Handeln. Diese Eindrücke machen uns wiederum Emotionen, Ängste, Gefühle, die in anderen bestimmten Situationen wieder (ungewollt) ausgelöst werden (und womöglich reagieren wir/unsere Kinder unangemessen). Das ist kein Wunder !
Andere Ursachen, Einflüsse und Risikofaktoren werden diskutiert: kindliche Traumata, Nahrungsmittelbestandteile (z. B. Phosphate, weißer Zucker, Nahrungsmittelzusätze), Medikamente und spezielle Therapieverfahren (z. B. zu häufige Antibiotika-Gaben, zu viele (Lebendvirus-)Impfungen, wehenhemmende und -fördernde Mittel sowie zu häufige Sonographien während der Schwangerschaft), ungelöste seelische Konflikte im Familiensystem, umweltbedingte Belastungen (Elektrosmog, Schwermetallbelastungen) und psychsoziale Faktoren.
Eine Strategie wäre, diese Mädchen und Jungen mehr zu sich bringen, sprich in ihre/seine Mitte, in ihr/sein Gefühl, zu den Wurzeln, an ihren/seinen Platz oder wie immer man es in jedem Einzelfalle am besten ausdrücken mag, um rückwärtig zu beschreiben, was da mit einem Menschen passiert ist, bei dem ADHS diagnostiziert worden ist. Dabei sind sich die Wissenschaftler über die Wertung der einzelnen Faktoren sicherlich noch nicht einig. Einigkeit besteht aber darin, das ADHS eine genetisch mitbedingte neurobiologische Störung ist. Aus homöopathischer Sicht keine Neuigkeit! Wir sind das Produkt unserer Eltern und unsere Kinder - anders ausgedrückt - auch ein Spiegel unseres Seins. Wir dürfen uns so gesehen gerne hinterfragen, dürfen aber auch die Grenzen des Hinterfragens sehen und einfach nehmen, was IST, das WAHR-nehmen und danach handeln - und der Homöopath wird wahrnehmen, was ist, und die Kinder homöopathisch behandeln. Das ist möglich!
Ausschließlich die Klassische Homöopathie kennt vererbte Krankheiten, sogar dahin gehend, dass bestimmte "Prägungen" (beispielsweise durch Impfungen, vor allem aber durch bestimmte nicht geheilte Infektionskrankheiten in früheren Generationen) weitergegeben werde. Ihr Wirken lässt sich in bestimmten Gruppen von Symptomen wieder finden und erkennen. Folglich können sie nach den für diese Fälle speziellen, homöopathischen Regeln behandelt werden. Das ist wahre Heilkunst, wie sie der Begründer Dr. Samuel Hahnemann beschrieben hat. Diese Regeln sind bis heute gültig.
Die Homöopathie ist lebendig und wirksam wie am ersten Tag. Wir Homöopathen dürfen ruhig mutig sein, ganz im Sinne des "Erfinders": Aude sapere! Wage zu wissen - und auch danach zu (be-)handeln. Die Ähnlichkeitsregeln der Homöopathie gelten auch hier, nur die Symptome, die den Homöopathen zum Heilmittel führen, werden nach anderen Kriterien ausgewählt als bei der Behandlung eines Schnupfens oder Hustens. Dies gehört in erfahrene Hände. Zu glauben, dass man jede Krankheit mit nach besten Wissen und Gewissen gewählten Kügelchen heilen kann, ist weit gefehlt. Im ganzheitlichen Sinne eine Heilungsperspektive anzubieten, bedeutet genauso auf die sozialen Faktoren einzugehen, unseren Kindern Werte zu geben (die sie emotional tief positiv berühren und prägen), Halt, einen Platz in ihrem Leben und in ihrem Herzen und einen Platz in dem Leben ihrer Eltern (wozu dann auch gehört, eine Erkältung oder eine "herkömmliche, gewöhnliche" Kinderkrankheit haben zu dürfen, dabei gepflegt und behütet zu sein), ihre eigenen Schritte zu tun und Einführungen in die Welt der Erwachsenen zu erhalten (Initiationen), die sie wachsen lassen, in sich stabil sein und Sicherheit in sich findend. So gewachsene Erwachsene sind die Quelle der Kraft und Inspiration ihrer Kinder.
Am Ende seines Lebens und Wirkens schrieb Dr. Samuel Hahnemann (um noch mal an die Quelle der Homöopathie anzuknüpfen) sinngemäß: Alles was der Mensch braucht ist Glaube an Gott, gesunde Nahrung, ein gutes soziales Umfeld und eine gesunde Lebensweise; sie geben das eine, die Homöopathie das andere. In diesem Sinne möchte ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ermutigen, ein beherztes Leben voller innerlicher Fülle nach außen zu leben und Inspiration zu sein für viele, die noch danach suchen. Anderseits sind all die Kinder, die JETZT da sind, unsere Herausforderung und in unserer Verantwortung und die Quelle unserer Inspiration für eine "bessere" Welt.
Buchtipps:
Es geht auch ohne Ritalin
Reichenberg/Ullman
Michaelis Verlag
Hyperaktivität - Ein Erziehungs- oder Ernährungsproblem?
Klammrodt
F. Verlag Grundlagen